Türe einer der Arrestzellen auf der Mädchenseite der Pestalozzi-Schule
Weil schon Blicke strafen können ...
... ist Strafe wohl alltäglicher, als man zunächst denken würde. Eine Anfrage der interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik in Zürich war und ist der Auslöser für eine langfristige Beschäftigung mit dem Verhältnis von Disziplin, Strafe, Pädagogik und Ethik. Einige Ergebnisse aus der eigenen Denk- und Recherchierarbeit und aus zahlreichen Workshops mit den Studierenden der HfH:
Authentizität ist wichtig: Es gibt keine allgemeingültige richtige Umgangsweise mit dem Thema Disziplin/Strafen in Bildungsinstitutionen. 100%ige Lösungen für alle Fälle gibt es eher nicht. Doch kann man wertvolle Entdeckungen machen, die neue Handlungsmöglichkeiten eröffnen.
Interessantwerweise konnte ich bisher keine Forschung zu Häufigkeit, Wirkungen oder anderen Aspekten von Strafen in der gegenwärtigen Pädagogik finden. (Falls ich etwas übersehen habe: Entsprechende Hinweise nehme ich gerne entgegen!) Das ist doch etwas überraschend angesichts der Bedeutung, die das Thema Disziplin hier im Alltag hat. Auch in den pädagogischen Ausbildungen und im wissenschaftlichen Diskurs der Erziehungswissenschaften/Pädagogik/Didaktik steht das Thema eher am Rande.
Das Wort «Strafe» zu vermeiden und stattdessen von «Konsequenz» zu sprechen, hat zwar ein ehrbares Anliegen, hält aber einer sogfältigen Arbeit an Sache und Begriffen nicht stand. Die Umbenennung kann, wie einige andere Ansätze aus der Ratgeberliteratur, ein Versuch sein, sich dem Kernproblem nicht zu stellen.
Kernproblem: Disziplinieren will man nicht, Disziplin hätte man aber schon gerne. Das ist zwar nicht unbedingt ein totaler Widerspruch, aber im Einzelfall eben doch immer mal wieder ein echtes Dilemma. Sobald man allerdings genau hinschaut, sieht man, dass es ganz schön verschiedene Situationen gibt und das Problem durchaus nicht immer dasselbe ist.
gewisses Fachwissen dazu, was Strafe ist, wozu sie dienen kann und was auch ihre Grenzen sind, kombiniert mit der Fähigkeit, ethische Dilemmasituationen rasch reflektieren zu können führt oft zu kreativen Formen, die Verantwortung als Lehrperson auszufüllen.