Knwolege take away
Kerninformationen
Immanuel Kant gilt als wichtigste Referenz für die Frage, was Menschenwürde ist. Immanuel Kant ist zugleich der vielleicht wichtigste Denker der Aufklärung. Zufall? Kaum. Stimmt man dem Grundprinzip zu, dass allen Menschen Menschenwürde zukommt, so betrachtet man die Menschen im entscheidenden Punkt als gleich. Sobald man die Dinge so sieht, fallen Sklaverei ebenso flach wie auch nur die klitzekleinsten Benachteiligungen von gleichgeschlechtlich orientierten Menschen – und Privilegien von Blaublütigen genauso wie Kastensysteme. Folter wird abgelehnt – kurz: Wir sind bei der Welt angelangt, wie wir sie heute haben, bzw. haben wollen.
Das war nicht immer so. Doch sind wir in Zentraleuropa verwöhnt. Wir haben das Gefühl verloren, wie bedeutsam diese Errungenschaft ist. Unangenehm dunkel zeigen uns ein «islamischer Staat» oder auch Entwicklungen zu totalitären Regimes sogar in bestimmten Staaten Europas, um wie viel es geht.
Das Engagement von Immanuel Kant ist brandaktuell – und inzwischen gibt es eine ganze Reihe weiterer Denkerinnen und Denker, die Spannendes zu dieser weltweiten, über weite Strecken auch politisch erfolgreichen Bewegung beitragen.
Vertiefung in drei Stufen
Immanuel Kant gilt als schwer zu lesen. Oft ist allerdings die Fachliteratur über Immanuel Kant noch komplizierter. Nun gibt es einen wunderbaren Text von Kant, der recht leicht zu lesen, kurz und «beseelt» ist: Man lernt das Engagement von Kant so richtig kennen. Der Text heisst Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? und eignet sich ausgezeichnet als Einstieg, um Kant kennen zu lernen. (Zudem kann man sogar die uralten Originalpapiere des Drucks von 1784 im Internet im Original anschauen)
Sonja Hug hat einen ausgezeichneten Text über die Menschenwürde geschrieben. Er richtet sich an Sozialarbeitende, doch ist er auch für andere Berufsgruppen eine kompetente und gut lesbare, praxisnahe Übersicht über die wesentlichsten Punkte. Nämlich sind sich die meisten einig, dass Menschenwürde zu respektieren eine ganz wichtige Sache ist – doch was das konkret heisst und für wen es gilt, darüber gehen die Meinungen nicht völlig, aber teilweise doch auseinander. Und: Es gilt, auch den einen oder anderen blinden Fleck bei Kant zu benennen und zu zeigen, wo andere Fachleute den Gedanken der Menschenwürde wertvoll und eigenständig weitergedacht haben. Der Text
Menschenwürde – ein wichtiger ethischer Bezugspunkt der Sozialen Arbeit»
gibt eine profunde, kurze Übersicht und ist zu finden im Buch von Ueli Merten und Peter Zängel mit dem Titel «Ethik und Moral in der Sozialen Arbeit», erschienen 2016 bei Budrich in Opladen.
Und dann ist da das Buch «Aufklärung – das europäische Projekt» von Manfred Geier. Hier steht gut lesbar auch noch einiges, was vor Kant war und auch, was andere nach ihm beigetragen haben. Manfred Geier hilft auch, das Thema «Menschenwürde» nicht auf den Umgang mit den einzelnen Menschen allein zu reduzieren, sondern das politische Potenzial für eine humane Welt zu entfalten. Ein sehr lesenswertes Buch.